"Clash of Realities - Computer Games and Social Reality"
1. International Computer Game Conference Cologne
22. - 24.03.2006, Fachhochschule Köln
Mittwoch, 22.3.2006
Keynote: Pro und Contra Computer- und Videospiele
Dr. Wolfgang Bergmann (Hannover)
- Angst der Eltern vor Computerspielen ist oft Angst vor Realitätsverlust bei den Kindern --> Generationskonflikt
- These: Online-Spielen kommen aus Chat (verschiedene Identitäten), Teil-Identitäten, Teil-Ichs
- man ist im Netz immer mehr als im Alltag
- Faszination der Online-Rollenspiele: neue Identität, Mitglied einer Community, Befriedigung des sekundären Narzissmus (mehr Funktionalitäten als im RL)
- Ikarus – Gleichnis: Sohn will hoch hinaus, fliegen, warnende Stimme des Vaters, der an physikalische Gesetzmässigkeiten erinnert --> Ikarus stürzt ab. Bergmann sieht es als Aufgabe von Eltern und Pädagogen, Kinder vor diesem Absturz zu bewahren
Der Psychologe Wolfgang Bergmann ist ein Befürworter von Video- und Computerspielen. Er nutzt sie beispielsweise in seiner Praxis, um verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche zu therapieren. Seiner Einschätzung nach versperren Computerkritiker den Blick auf Chancen, die das neue Medium bietet.
Dr. Wolfgang Bergmann leitet das Institut für Kinderpsychologie und Lerntherapie in Hannover. Er ist Chefredakteur der Wochenzeitung „Deutsche Lehrer Zeitung“ und Autor von Büchern wie „Die Welt der neuen Kinder. Erziehen im Informationszeitalter“ (2000), „Computer machen Kinder schlau“ (2000) und „Die Kunst der Elternliebe“ (2005).
Prof. Dr. Klaus Mathiak (RWTH Aachen)
- empirische Untersuchungen zum Zusammenhang von violent games und Aggression/Gewalt
- Ergebnis: Zusammenhang ist abhängig von der Persönlichkeit der Spieler
- bei aggressiven Persönlichkeiten Korrelation zwischen violent games und aggressivem Verhalten
- jedoch kausale Effekte nur kurzzeitig nachweisbar, DeWikipedia:Reliabilität fraglich
- aber Verdacht auf Zusammenhang und Downward Spiral
- Neurophysiologie virtueller Gewalt: virtuelle Gewalthandlung --> kognitive Erregung + affektive Hemmung
Klaus Mathiak hat Untersuchungen durchgeführt, die ergeben, dass das menschliche Gehirn nur schwer zwischen Simulation und Wirklichkeit unterscheiden kann. Seine Messungen belegen, dass bei Nutzern von gewalthaltigen Spielen dieselben Hirnregionen
aktiv sind wie bei Aggressionen.
Prof. Dr. Dr. Klaus Mathiak ist Leiter der Arbeitsgruppe Experimentelle Verhaltenspsychobiologie der RWTH Aachen und arbeitet in der Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Aachen.
Podiumsdiskussion: Computerspiele – Teil der heutigen Jugendkultur
- nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene spielen, Jugendschutz mit Alterskennzeichnung bezieht sich jedoch auf Kinder [checken: USK, ab 18 vs. verboten: Manhunt, ...]
- je nach Medium spezifische Mediennutzung. Bsp: lesen/Buch ist ich-zentriert, Multiplayer ist kommunikativ
Computer und Videokonsolen haben sich einen festen Platz in deutschen Kinderzimmern erobert. Jugendliche Spieler agieren wie selbstverständlich mit Joypad, Maus und Keyboard. Sie verfügen über einen eigenen Sprachcode, der für Außenstehende kaum verständlich ist.
Virtuelle Vorbilder treten an die Stelle von realen. Die Teilnehmer der Runde diskutieren unter verschiedenen Gesichtspunkten, was die zunehmende Virtualisierung für die Entwicklung der Jugendkultur bedeutet.
Wissenschaftlicher Eröffnungsvortrag: Understanding Games in Virtual Environments
Espen Aarseth (Kopenhagen)
Espen Aarseth wagt den Versuch einer einheitlichen Theorie von Spielen. Er geht dabei der Frage nach, inwieweit sich diese überhaupt von anderen sozialen Tätigkeiten, beispielsweise dem Sport, abgrenzen lassen. Seiner Einschätzung nach besteht ein möglicher Lösungsansatz für eine einheitliche Theorie darin, sich auf jene Spiele zu konzentrieren, die ausschließlich in virtuellen Welten stattfinden.
Dr. art. Espen Aarseth ist Professor am Center of Computer Games Research Center der IT University in Kopenhagen sowie Gründer und Herausgeber des internationalen Online-Magazins www.gamestudies.org.
Donnerstag, 23. März 2006
Gemeinsame Veranstaltungen
Bildschirmspiele und Bildungsprozesse
In der öffentlichen Diskussion werden Computerspiele oft kritisch betrachtet. Zentraler Vorwurf: Die Spiele halten vom Lernen ab und fördern antisoziales Verhalten. Johannes Fromme stellt diesen Vorurteilen in einem Überblick Forschungsergebnisse aus den Medienwissenschaften und der Medienpädagogik gegenüber. Dabei stellt er Projekte vor, die sich speziell pädagogischen Ansätzen widmen und Computerspiele in den Bildungsprozess einbeziehen.
Professor Dr. phil. Johannes Fromme lehrt Erziehungswissenschaftliche Medienforschung an der Universität Magdeburg.
Warum sind Computerspiele attraktiv?
Peter Vorderer vergleicht und bewertet die in der Kommunikations- und Medienforschung sowie in der Medienpsychologie diskutierten Erklärungsmodelle zur Faszination von Computer- und Videospielen. Er stellt ein Konzept zur Beschreibung menschlicher Affekte und Motive vor, mit dem mediale Unterhaltungsinteressen im Allgemeinen und die Attraktivität von Computerspielen im Besonderen erklärt werden können.
Professor Dr. phil. Peter Vorderer lehrt Kommunikationswissenschaft und Psychologie an der University of Southern California in Los Angeles. Gemeinsam mit Jennings Bryant ist er Herausgeber der Publikationen „Psychology of Entertainment“ und „Playing Video Games. Motives, Responses and Consequences“.
Links
Website: http://www.fh-koeln.de/clashofrealities
Die Teilnahme ist kostenlos und richtet sich an alle, die sich beruflich oder privat mit Computerspielen auseinandersetzen.
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